Mittwoch, 25. März 2015

Nordkenya

Den Abend nach dem Mt. Kenya verbringen wir im „Le Rustique“
in Nanyuki– ein fast abstraktes Erlebnis... Wie in einer anderen Welt, die Einrichtung mediterranen mit einem Schuss Marokko piekfein - rund um uns Expats und breitschultrige Angehörige der British Army, welche hier ein permanentes Training Camp unterhält. Der Salade Niçoise, die Pizza Rustique und das Dessert „Chocolate Marquise“ sind vom Feinsten (und nach Wochen African-Diet absolut ein Highlight im Gaumen).
Und so wird der Bruch am nächsten Tag in Richtung Nordkenya noch härter – ziemlich schnell nach dem Mt. Kenya Massiv ist es eine andere Welt und spätestens nach Isiolo ist man im Nirgendwo – es könnte nicht krasser sein...
Es ist trocken und heiss hier, wir sind mitten in Halbwüsten, die Region sollte sich eigentlich klimatisch gesehen an die immerfeuchten Tropen des Kongobeckens mit seinen Regenwäldern und Feuchtsavannen angliedern.
Nur die höheren Erhebungen wie der Mt. Marsabit, unser Tagesziel, bilden Ausnahmen, die mit Feuchtigkeit und damit bescheidener Vegetation beschert werden. Rundherum die Halbwüstengebiete der Samburu und Turkana mit vorwiegend nomadischer Weidewirtschaft zur Selbstversorgung mit Kamelen und Ziegen. Die Strasse zieht sich schier endlos durch das Land – bis zum Merille River durch die EU finanziert, pefekt und auch fast fertig geteert, danach übernimmt einmal mehr China das Ruder und dort braucht es noch einiges bis die Verbindung zur Schnellstrasse ausgebaut ist.
Die Strecke nach Marsabit und dann an die äthiopische Grenze hat Geschichte – sie ist einfach wunderschön! Die Weite, die Abgeschiedenheit – einfach ein Traum.
Doch bis vor kurzer Zeit war sie gefährlich und konnte nur im Konvoi befahren werden. Gangsterbanden haben Fahrzeuge überfallen und die wirklich schlechten Strassenverhältnisse und der fehlende Mobilfunkempfang boten dazu ideale Voraussetzungen. Mit dem Strassenbau, erhöhter Polizeipräsenz gilt die Strecke heute als sicher. Und so begegnen wir vielen Ziegenherden und kurz vor Sonnenuntergang sind wir im Henry’s Camp in Marsabit – the place to be... man würde fast sagen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Henry, ein Schweizer – an diesem Fleck hängengeblieben und man ist froh, in dieser verlassenen Gegend ein ruhiges Plätzchen mit Charme zu finden.
Der nächste Morgen scheint Beginn der Regenzeit – wir fahren im Regen und feuchten Nebel los.
Doch das Wetter wird bald besser – die Sonne brennt wieder von oben. Die Gegend wird noch einsamer, die gute Strasse lässt uns gut vorankommen. Erst kurz vor Moyale wird noch viel gebaut – aber alle, die künftig eine Reise durch Afrika planen, können sich auf die tolle Strasse freuen!
Nordkenya ist eine Reise wert – auch wenn die Gegend aufgrund der Nähe zu Somalia in Verruf geraten ist. Die kenyanische Armee war 2011 in Somalia einmarschiert, um die islamistische Miliz zu bekämpfen. Seit dem Einmarsch Kenyas droht ash-Shabab mit Rache. Regelmässig kam es in der Folge zu Anschlägen auf kenyanischem Boden.
Mein Bild von Kenya musste ich leicht korrigieren – ich meinte immer, es sei das „Vorzeigeland“ in Afrika. Nun lerne ich, dass hier einiges harzt...
Hauptthemen scheinen die Stammeskonflikte und die weit verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft, welche sich vor allem auch bei der Polizei zeigt. Mit dieser Instabilität wird auch die Achillessehne der kenyanischen Wirtschaft, der Tourismus, stark getroffen. In den letzten Jahren hätten sich die Buchungen ausländischer Touristen halbiert.
Änyhow – wir übernachten in Moyale auf der Campsite des Kenia Wildlife Services, eine kleine Oase im wilden Ort. Chregu hat heute Geburtstag und das ist doch wiedermal ein Anlass für eine kleine Feier in der Prison Canteen, der einzige Ort in Town, wo’s Alkohol gibt – der Rest der Tages soll Geschichte bleiben ausser vielleicht: die lokalen Würste (catch of the day) waren sehr speziell...

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