Samstag, 11. April 2015

Osternacht

Die orthodoxe Osternacht – unbeschreibbar anders als man es erwarten würde – die Feierlichkeiten beginnen um 10 Uhr abends und dauern dann bis um 3 Uhr früh – um dann mit dem Ende der Fastenzeit Ostern einzuläuten.
Das Fest ist sowas von anders als ich mir das vorgestellt hätte – kein Theater, wenig Pomp – nein, irgendwie purer Glaube mittendrin im Leben.
Viele Gläubige reisen schon tagsüber an und liegen dann erschöpft in ihren weissen Tüchern am Boden – anfangs leicht befremdlich, aber man merkt relativ schnell, dass die Position nicht die „Schlechteste“ ist.
 
Wir kommen kurz nach 10 Uhr zur Bete Maryam – wurden wir am Tag noch securitymässig abgetastet und –gescannt – laufen wir nun durch den unteren Eingang über eine steile Holztreppe im Fels direkt in den Kirchhof. Dort sind die Gesänge der Debteras schon voll im Gang – das in Gondar noch unverständlich Nervige weicht hier einer mystisch festlichen Stimmung.
Wir lassen uns einfach darauf ein – wir sind mittendrin, unbeachtet dürfen wir dem Fest beiwohnen. Erst unten im Kirchhof, dann oben auf dem Fels und mit jeder Minute tauche ich mehr in die einfach schöne Stimmung ein.

Irgendwann werden die Gesänge lauter, rythmischer und schriller – bis die Priester mit ihrem Gefolge um die grosse Kirche ziehen und die Kerzen (resp. die mit Wachs gestärkten Dochte) entzündet werden. Über uns der afrikanische Sternenhimmel - irgendwie ist alles leicht zuviel des unvorstellbaren Guten... und sogar die ach so filigranen EU-Säulen wirken in dieser Stimmung nur noch versöhnlich auf mich...


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen