

Der letzte Teil unseres Pistentrainings war das Schlimmste – die Piste war schlicht eine Zumutung - wir dachten, dass die Verbindung Richtung Victoria-See und Rwanda müsste doch sehr gut befahrbar sein.Und da kriegen wir eine eine Schütteltour par excellence und haben den Tag völlig unterschätzt...

Dabei fing er so gut an – sonnig am See frühstücken, einkaufen und Tee trinken in Kigoma, ein entspannt lustiges Mittagessen in Kasulu im Ndituye Highway Hotel und dann verlieren wir viel Zeit auf der Piste, die eben keine war... Grad zum Sonnenuntergang kommen wir in Kibondo an und ziehen im ersten Haus am Platz, dem New Sankere Hotel, ein – welcome to real Africa!

Am nächsten Tag bilden wir uns ein, dass nur die ersten, gut 90 km, hart würden, da ungeteert - der Rest zur Grenze dann smooth auf der Tar-Road. Weit gefehlt, auch wenn mit grossen Schildern „TanRoads“ die Hauptverkehrsachse vom Indischen Ozean nach Rwanda verziert wird, der Asphalt ist himmeltraurig.

Die über 100 km bis Rusumo werden zur Nervenprobe im Dino... wir haben sowas von genug Geschüttel! Tanzania erstaunt uns – das Hinterland der letzten Tage strahlt zwar sehr viel Ruhe und auch eine Zufriedenheit aus, aber auch keine Dynamik... ich frage mich, woher das kommt – ist es auf die Politik von Julius Nyerere zurückzuführen, welcher dem 1962 unabhängig gewordenen Land ein spezifisch afrikanischer Sozialismus verordnete, welcher sich von den autoritären Sozialismusmodellen nach dem Vorbild der Sowjetunion abgrenzte? Kernpunkt für die sozialistische Umgestaltung Tansanias war stattdessen die „Ujamaa“, eine Dorfgemeinschaft als Produktions- und Verteilungskollektiv.


Teilen und sich einbringen war das Credo. Das Modell scheiterte aufgrund der Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Ölkrise, Zerfall der Rohstoffpreise für Kaffee und Sisal) relativ zügig.
Und doch, Tanzania ist seit seiner Gründung im Frieden (was auf dem afrikanischen Kontinent eine Leistung ist) und Nyerere wird heute noch liebevoll „Mwalimu“ genannt, was übersetzt „Lehrer“ heisst. Er hängt immer noch überall in offiziellen Gebäuden, Hotels und Geschäften übers ganze Land neben dem aktuellen Präsidenten, Jakaya Kikwete, tausendfach. Man ist wie so oft in Afrika hin- und hergerissen, soll man es gut finden oder könnten sie es einfach besser? Und wieder zügle ich mich zu urteilen... Zurück zum Thema: An der Grenze – die Japaner haben in tiefer Freundschaft mit Tanzania und Rwanda eine tolle Anlage hingestellt, mit Abfertigungsgebäuden auf beiden Seiten und einer neuen Brücke über den Rusumo River.


Die Rwanda-Seite ist bereits in Betrieb und wir staunen über die grosszügige Anlage - die Abläufe stecken noch in den Kinderschuhen, es dauert ein bisschen bis wir das East-African Visum kriegen. Aber alle sind nett, hilfsbereit und ich humple mit meinem gebrochenen Zeh (dumm gelaufen) in der grossen Halle rum. Mit der Zeitverzögerung gewinnen wir eine Stunde zurück und wir können es kaum erwarten, die letzten 60 km nach Kibungo hinter uns zu bringen. Wir brauchen gar nicht lange um festzustellen: Rwanda ist tollst! Wir sind begeistert und kleben an den Fenstern. Das relativ kleine Land mit einer hohen Bevölkerungsdichte (gut 400 pro km
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– doppelt so viel „Dichtestress“ wie Helvetien, momoll), auffallender Sauberkeit und gepflegter Vorgärten übertrifft meine Erwartungen, die eigentlich keine waren, um Lichtjahre. Soviel gehört und nix gewusst... Die Nacht in Kibungo – langsam krieg ich ein Puff mit all den Ki’s – im La Cigalle Guest House wird übernachtet und am nächsten Tag geht’s auf in die Hauptstadt Kigale.
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