Freitag, 24. April 2015

Holy Sand!

Mit der Entstehung des kuschitischen Reiches war Napata mit dem Jebel Barkal das Zentrum der Macht. Jebel Barkal übersetzt der Heiliger Berg galt bei den Ägyptern als Wohnort des Gottes Amun.
Und damit für die Kusch's der ideale Standort diesem Gott zu preisen. Der Tafelberg ragt etwa 100 Meter aus dem Umland heraus mit fast senkrechten Sandsteinflanken.
Der Berg, gut 1.5 km vom rechten Nilufer entfernt, ist aus grosser Entfernung zu sehen und wurde von Händlern als Orientierungspunkt benutzt, die aus dem Norden nach Südwesten Richtung Darfur oder südostwärts nach Meroë unterwegs waren.

Für die perfekte Aus- und Übersicht besteigen wir den Hügel – in sengender Nachmittagshitze von der Nordseite – und oben an der Kante, erkennt man die Symbolik und Aura dieses Berges ganz von selbst, man kann die alten Nubier für die Wahl dieses speziellen Orts gut verstehen.
Heute sind nur noch Fragmente übrig, von oben sind die Grundrisse der Anlagen aber noch gut zu erkennen.
Und ich schwelge in der mystischen Ruhe hoch über allem den Gedanken, wie das wohl vor 3’000 Jahren ausgesehen hat – hier im weiten Land mit dem ruhig fliessenden Nil...
Hintendran das Städtchen Karima mit Sportstadium, Bahnhof und bunten Markt – und wir übernachten einmal mehr in einem little Paradise in the nowhere.
Am nächsten Tag weiter in nordwestlicher Richtung nach Dongola – wiedermal einkaufen und Tee trinken – und dann neuen Nachtplatz suchen. Auch dieser ist wunderschön, in einer netten Gegend mit grossen Steinen – und viel Wind. Das Nachtessen wird eine kurze Sache und ich erlebe meine erste Sandnacht in der Wüste.
Das Zelt stelle ich schon gar nicht auf und lege mich windtechnisch ideal ins Gelände – es braucht wenig für eine ruhige Nacht unter Mond, 1’000 Sternen und rundherum nur Sand, Sand, Sand...
Am nächsten Morgen war ich erstaunt, wie gut ich schlief und wie wenig Sand in meinem Schlafsack zu finden ist...
Der Wind hat die ganze Nacht über in mehr oder weniger intensiven Stärken geblasen – wir verlassen den eigentlich wunderschönen Ort zügig auf der Suche nach Windstille.
Wir fahren auf Westseite des Nils durch die nubischen Dörfer mit ihrem eigenen Baustil – Häuser oder Häuschen eingefriedet durch eine Mauer und die Türe oder manchmal auch mehr bunt bemalt. Die Orte sind wie verlassen in der Morgensonne und strahlen eine wahnsinnige Ruhe aus – ein bisschen wir reales Disneyland...
Vereinzelt sehen wir Kinder mit Eselkarren, Kamele, Traktore oder SUV’s. Wir werden immer begrüsst – man hat sichtlich Freude, dass wir durchfahren. Angeschrieben ist nichts resp. nichts was wir verstehen könnten – und so fragt man sich durch.
Und so finden wir die Tempel of Soleb – die scheinbar besterhaltenen Bauwerke im Sudan, man kann frei durch die Ruinen und Steinbrocken laufen, entdeckt ganz viele wunderschöne Details, alles im perfekten Sonnenlicht.
Ein bisschen wie Archäologie für Du... es ist befreiend und erfüllend, wie man die alten, ehrwürdigen, 3'500 Jahre alten Trümmer besteigen darf. Ja, ja, ich weiss, die Hitze macht mir zu schaffen...
Das nächste Tagesziel ist die Suche der Fähre auf die andere Nilseite. Brücken sind hier eher Mangelobjekte.
Mit einer Eskorte von Dorfbewohnern finden wir die Anlagestelle und, da heute Freitag gleich Sonntag ist, ist der Fährkapitän grad am Beten resp. in seinem Gotteshaus.
So warten wir mit Tee unter Palmendach – wir Weisse auf der einen Seite, auf der anderen Seite eine sudanesische Frauensippe, pieckfein herausgeputzt lachen sie sich, für uns völlig unverständlich, fast Schränze in ihre Bäuche....
Nach gefühlten Stunden ist der Herr Kapitän dann auch bereit und ich hoffe inständig, er hat in seinen Gebeten auch den alten Kahn eingeschlossen...
Ich staune wie patent der Dino über den Nil geschifft wird (aber das ist auf dem ganzen Kontinent ja ein bisschen so und unterdessen schon fast meine neue Lebensmaxime) – bei uns würde man diese Fähre mit unserem Sicherheitsfimmel sicher aus dem Verkehr ziehen.
Der eine Motor läuft rund, der andere ist grad in Revision – während der Fluss und das Leben patschifig ihren Weg finden...

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