Samstag, 18. April 2015

Khartoum

Khartoum, die Hauptstadt des Sudans besteht aus 3 Teilen: Khartoum Downtown selbst südöstlich des Confluence of the Nile, Omdurman, die alte Mahdi Hauptstadt westlich vom Nil und nördlich vom Nil al-Chartum Bahri. Die 3 Teile sollen über 8 Millionen Einwohner haben – ich bin erstaunt vom nicht sehr wahrnehmbaren Dichtestress und der Ruhe - ich weit mehr Chaos erwartet.
Die Stadt gefällt mir irgendwie sehr schnell – unser Hotel, das Acropole, hart in griechisch familiärer Hand mit Generationen vor Ort – fast ein bisschen wie „My Big Fat Greek Weeding“, verstärken - und der anschliessende kurze Sunset-Stadtrundgang zum Nil, das Züügs mit dem nicht Vorbeipromenieren vor dem Präsidentenpalast und der Apéro (hier in Form von süssestem Shai, Tee) toppen meine guten Gefühle für die Stadt und ihre Bewohner.
Der Eindruck, der sich dann in den nächsten 2 Tagen absolut bestätigen wird.
Wir machen richtig Sightseeing vom feinsten – Flussfahrt auf den beiden resp. den 3 Nils, Sudan National Museum, Republican Palace Museum, Khalifa’s House, Museum und Mahdi’s Tomb.
Die nicht ganz einfache Geschichte des Landes fasziniert mich – meine Zusammenfassung in Kürze wäre, das Land ist seit seiner Unabhängigkeit 1956 in einem strukturierten Puff - es gab immer wieder parlamentarisch-demokratische Ansätze, die durch Militärputsche annulliert wurden.
Dann die wirklich alte Vergangenheit Nubiens mit manchmal Freundschaft und oft Feindschaft mit Ägypten, dann die Türken, die Mahdisten, das Anglo-Egyptian Condominium, die Islamisierung und Förderung des Norden, das Unverständnis des Südens – überschattet von der Reissbrett-Teilung im Kampf um die Kolonialsierung Afrikas, Abschottung, endlosen Bürgerkriegen mit der schlussendlichen Abspaltung des Südsudans – momol, ich würde sagen – für diese bewegte Historie steht das Land recht unaufgeregt und nicht schlecht da.
Es ist Freitag und hier folglich „Sonntag“ – die Stadt ist am Morgen ausgestorben – traumhaft ruhig.
Das passt zur Nilfahrt rund um die Tuti Island – erst dem Blauen, dann dem Weissen und schlussendlich tuckern wir nach dem Zusammenfluss – der Confluence, was für ein schönes Wort - auf DEM Nil.
Zum Sonnenuntergang sind wir beim Grab des Sheikh Hamed Al Nil, einem Sufi Führer des 19ten Jahrhunderts.
Allwöchentlich ist seine letzte Ruhestätte der Ort für die singenden und tanzenden Derwische.
Die tranceerfüllten, schrillen Tänze mit unendlich vielen Drehungen um die eigene Achse, monotonen, rythmischen Gesängen, viel Weihrauch und grosser Lebensenergie der Sufi’s. Ihnen zuzusehen auf ihrem Weg, Gott, dem „Geliebten“ so nahe wie möglich zu kommen und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen, reissen mit und bewegen.
Abends gehen wir zum moderneren Tanz ins Papa Costa, eines der ältesten Restaurants Khartoums, das ehemals eine griechische Bäckerei war (Khartoum hatte einst vor fast 200 Jahren viele Europäer). Der angesagte Jazz ist modern fägig (auch hier passt das Wort schrill)...
mit viel Technik und glaub auch ein bisschen mehr Playback – alle Pophits meiner Pubertät (massiv dramatischer arrangiert als mein Hormonspiegel dies jemals verlangte...) rauf und runter, die Stimmung ohne Alkohol wirklich (sic!) gut.
Ach ja, und ich hab nun mein Travelpermit, wie so ein Empfehlungsschreiben. Das Hotel hat uns die ganzen Formalitäten abgenommen, der Kleber und Stempel im Pass zeugt irgendwie von nötigen Nerven, 2 Passfotos mussten noch dazu – der Staat hier hat unterdessen sicher schon 6 von mir...
Irgendwie nachvollziehbar, wieso der Sudan momentan vom Massentourismus noch verschont bleiben wird.


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