Dienstag, 24. Februar 2015

Affentheater...

Der dritte Streich auf dem Weg nach Kigoma ist der Unklarste, hier sind unsere Informationsquellen sehr widersprüchlich – wir wissen nur, dass es wieder sehr einsam werden wird. Wir stellen uns auf 8 Stunden ein – 160 km Sandpiste und dann 100 km Asphalt bis zum Ziel.
Die Stecke ist toll – vorbei an Hügeln zieht sich die Strasse nach Uvinza, der Zustand der Piste ist auf weiten Teilen viel besser als erwartet. Wir sind quasi alleine unterwegs, es kreuzen uns keine 5 Fahrzeuge. Die Dörfer sind wenig an der Zahl und sehr schwach besiedelt – ab und an begegnen wir spielenden
Kindern oder beschwerlichen Transporten zu Fuss oder per Velo. Es fasziniert, die Einfachheit, die Ruhe, welche die Gegend ausstrahlt. Und auch wenn wenig vorhanden ist, die Leute lachen, begrüssen uns, winken – scheinbar zufrieden und glücklich – es berührt und regt zum Nachdenken an.
Mit vielen Eindrücken erreichen wir Uvinza, an der Abzweigung der Hauptstrasse, welche von Dar-es-Salaam herkommt, früher und viel frischer als erwartet – nun nur noch Asphaltstrasse bis Kigoma – ein Klacks, das geht mit links...
Und genau solche Annahmen können fatal täuschen, wir verlieren Zeit und Geduld an vielen Polizeikontrollen und Schikane-Schwellen. Unsere Ankunft ist viel später als erwartet, ziemlich müde und fertig – knapp vor Sonnenuntergang. Diesen geniessen wir bei Weisswein an der Jacobson Beach und stellen uns vor, wie die Liemba jetzt grad vor uns ruhig und fahrplanmässig in den Hafen einlaufen würde...
Die nächsten beiden Tage sind wir in Kigoma, der Ort den ich ziemlich gut kenne. Vor 7 Jahren habe ich schon einmal hier auf die Liemba gewartet, damals 10 Tage. Und so war das für mich ein Heimspiel – das Livingstone Museum (Dr. Livingstone, I presume – als Stanley ihn dann endlich unter dem Mangobaum fand) konnte ich getrost auslassen. So geniesse ich Chai und Chapatti im Suncity Restaurant, vernetzte mich mit der Welt und beobachte das geschäftige Treiben Kigomas.
Nachmittags hat uns Chregu ein Führung auf der Liemba, quasi als Trost für unseren Frust der Nichtpassage auf der alten Lady mit Hilfe der attraktiven Ticketverkäuferin (ja, diesen Mittwoch fährt sie, keine Frage, sicher, definitiv) organisiert. Wir werden vom Captain begrüsst und dieser zeigt uns „sein“ Schiff voller Stolz und mit viel Engagement von oben bis unten. Wir sehen die Kommandobrücke, die Rettungsboote, die Kabinen, die 2. und 3. Klasse und den Maschinenraum.
Wir sind überzeugt, die Reise auf dem Schiff wäre lustig gewesen, die Bordbar von Alex ist gut ausgestattet. Und ruhiger als auf der Piste ohnehin.
Aber wir waren dann zufrieden mit dem Hier und Jetzt – wer sieht das Hinterland freiwillig... und es ist absolut sehens- und erlebenswert!
Am nächsten Tag steht der Gombe Stream Nationalpark auf dem Programm – Schimpansenbesuch. Besser gesagt, Jane Goodall’s Chimpanzees. Jane Goodall ist quasi das Pendant bezüglich Chimps zur Gorillenpatin Dian Fossey. Um 6 Uhr früh in voller Dunkelheit werden wir mit einem Boot abgeholt und tuckern durch die sehr rauhe See hoch nach Gombe.
Jane’s Chimpanzees sind seit 1960 unter ihrer strengen Beobachtung, werden nicht mit Nummern klassifiziert, sondern Namen und wurden auch lange Zeit gefüttert, was dann aber irgendwann aufgegeben werden musste, da die moderne Wissenschaft dieses Faible von Jane nicht teilte.
Der Park ist Jane’s Baby – sie hat ihn bis 1978 vom Tourismus geschützt – heute ist er eine wichtige Einnahmequelle unter den Tanzanian National Parks. Der Park ist schwierig zu erreichen (mehr als 2 Stunden rough sea kommen hin) und vom Groove her eher eine Pilgerstätte... man huldigt Jane und die Schimpansen einzeln mit Namen. Wir laufen gut 2 Stunden im Regen durch Unterholz und Dickicht – bis wir dann 6 Tiere auf einem Baum gelangweilt vom Wetter finden.
Ferdinand und Co. sind nicht sehr engagiert und wir stellen fest, dass sich das „Affentheater“ vom Aufwand und Ertrag her nicht ganz die Stange hält (gut ich muss zugeben, bei meinem Besuch vor 7 Jahren habe ich hier viele Schimpansen gesehen...). Jane Goodall weilt zurzeit grad im Park, sie hat ein Häuschen – und unser Versuch eine Privataudienz zu ergattern, wird mit ihrem fortgeschritenen Alter (nearly 81) und ihrem dichten Tagesprogramm (es gibt much wichtigere Leute als wir) abgeschlagen. Ich bin irgendwie überzeugt, wenn wir einem ihrer Choux-Choux nur ein Härchen krümmen, wir würden die Grand Lady sofort und ungefragt sur place kennenlernen ;-)
However, die Rückfahrt war nicht minder stormy... die Barke wird durchgeschüttelt und der Schiffsjunge muss das Wasser aus dem Boot rausschaufeln.
Halb seekrank erreichen wir die Jacobson Beach – und nach dieser Überfahrt haben wir mehr als genug Tanganyika See - der Liemba Frust ist gone und vergessen.

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