Samstag, 14. Februar 2015

Backstreet Lusaka

Livingstone, ein touristisches Schwergewicht in Sambia mit entsprechender Infrastruktur, lassen wir hinter uns. Die nächsten gut 500 km bis kurz nach Lusaka ist unser heutiges Tagesziel. Gleich hinter Livingstone lerne ich ein sehr grünes und sehr aktives Sambia kennen. Ein cooles Land mit viel Bewegung und Action. Es ist beeindruckend, wie Afrika aufstrebt – well auf kleinem Feuer, aber es wird zumindest jeden Tag ein „Schittli“ nachgeschoben. Die Distanzen sind riesig – an der Strasse nach Norden finden sich alle gut 60-80 km eine Ortschaft mit Infrastruktur. Dazwischen – sattes Grün soweit das Auge reicht, milde Hügel und eine meist ziemlich gerade, gut ausgebaute Strasse. In Sambia ist momentan gerade Regenzeit – mit dem Vorteil der üppigen Vegetation und eigentlich wenig Nachteilen, die Wärme ist immer noch da und der Regen ist immer nur kurz, dafür intensiv.
Obwohl, wir schaffen die Strecke bis Lusaka ohne einen Tropfen Regen und Urs schlägt vor, dass wir die Hauptstadt Sambia’s als Marschhalt besichtigen und in einem Café uns einen leckeren Cappuccino oder so genehmigen. Es war dann mehr „oder so“... unser durchgetäubelter Marschhalt war kein Highlight.
Lusaka ist nicht das, was man Bijou nennen könnte. Die geschäftige Cairo Road mit vielen Ständen, die gefakte Sonnenbrillen und gebrauchte Schuhe verkaufen, dazu ein bissiger Wind, der viel Staub durch die Stadt wirbelt, begeistern uns nicht. Wir suchen Airtel Sim-Karten und Urs’ besagter Käffeli-Plan erledigt sich von selbst im Nirwana.
Nach 30 Minuten ist keine Dino mehr da – wir hätten einen Platten eingefangen und Chregu und Pietro seien gut 1 km entfernt die Cairo Road hoch an einer Tankstelle diesen am flicken. Und so wurde unser kurzer, nicht grad begeisterter Lusaka Aufenthalt gezwungenermassen zum Tages-Happening – wo sogar ich endlich mal lernte wie man Pneu flickt.
Well, à l’africaine... das geht da noch ein bisschen einfacher und pragmatischer zu und her... Als ich bei der Tankstelle ankomme, wird der Pneu resp. der Gummi gerade mit Kohle gefüllten Bügeleisen-ähnlichen-Dingern vulkanisiert... bevor er an eine andere Tankstelle, die gut 2 km entfernt ist, zum Pumpen gebracht wird. Der Generator vor Ort überlebte den 1. Pumpversuch nicht...
Erst mit Kinderbegeisterung energisch gerollt, dann per Taxi... in Afrika ist nichts einfach, aber alles ist möglich. Die Pneuflickerei ist hinter der Tankstelle, ein kreatives Biotop versumpft und dreckig mit self-made Unternehmern, die aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit schon gut alkoholisiert waren – was aber ihre fachliche Kompetenz nicht gross schmälerte. Anyway, irgendwann war Sonnenuntergang – wir lehnten, die Autoreparatur-Kloaken-Strasse vor uns, an der edlen Gartenmauer mit Marmor und viel Scherben als Sicherheit obendrauf einer Villa hinter uns Golfrasen und Palmen – der Kontrast könnte nicht grösser sein und der Dino war wieder fahrbereit.
In Afrika dämmert es schnell und die letzten 40 km waren durch die schwarze Nacht, was sich ziemlich herausfordernd darstellt. Es ist wirklich schwarz, die Fahrzeuge (mehrheitlich LKW’s) haben schwierige Lichtinstallationen, die mehr irritieren als beruhigen, dazu auf beiden Seiten Fussgänger, trümmlige Velofahrer oder sonstige Transport-Karren. Wir waren dann froh, als wir auf der Fringilla Farm erreichten – eine Guest Farm mit Kuh, Schwein und Co., einer Lodge, einem Campground und einem Restaurant – die Perfektion von Erlebnis Bauernhof. Und durch die fortgeschrittene Zeit liessen wir die Kocherei und genossen das „Valentine’s Day Buffet“. Mitten im judihe haben wir leckerst gegessen, in einer Qualität, die also auch in der Schweiz Erfolg hätte. Wir wurden rundum verwöhnt, die Chefin erkundigte sich nach unserem Befinden, unserer Zufriedenheit, unserem Tag, nach unseren Plänen und schloss dann mit einem herzerwärmenden „Thank you for supporting us“.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen