

Und manchmal geht es nicht so, wie man denkt. Das Schlüsselprojekt, quasi der Backbone unserer Reise, die Fahrt mit der M.V. Liemba über den Tanganyika See fährt diese Woche nicht... der alte Kahn, der seit dem 9. Juni 1915 durch den Tanganyika-See tuckert – mit ein paar Unterbrüchen notabene. Die Meyer Werft in Papenburg hat das Schiff gebaut, es wurde in Kisten nach Dar-es-Salaam gebracht und dann mit der damals eben grad gebauten Mittelland Bahn nach Kigoma transportiert. Das Schiff sollte die Kolonie Deutsch-Ostafrika während des 1. Weltkrieges als „SMS Goetzen“ verteidigen – es kam dann anders, das Schiff wurde 1916 zerlegt, eingefettet und in der Katabe Bay versenkt – man war sich sicher, nach dem Krieg und Sieg zurückzukehren und das Schiff wieder zu benützen.

Der Plan ging nicht auf, schlussendlich übernahm England die Kolonie und das Schiff wurde gehoben und im Mai 1927 unter dem Namen „ Liemba“ wieder in Betrieb genommen. Die 100 jährige Geschichte hat viele Up und Downs gesehen – der unterdessen 2-wöchentliche Fahrplan wird selten eingehalten. 2011 gab es Rettungsversuche von deutscher Seite –Tanzania stellte ein entsprechendes Hilfsgesuch. Bis heute wurde man sich aber nicht einig, ob und wie man retten soll...
Änyhow – die alte Dame fährt genau diese Woche nicht – frühestens nächste Woche, aber da ist man sich ja dann auch nicht so sicher. Wir erhalten die Nachricht unter den Palmen der Isanga Bay Lodge und sind frustriert. Zufall oder Vorsehung – Schicksal oder Prüfung – was hält die Reise, nein das Leben noch für uns bereit.
Nach einiger Beratung, wie wir den Ausfall kompensieren könnten – einerseits vom Erlebnis, andererseits aber auch von der Distanz – und Ideen wie mit dem Zug nach Dar-es-Salaam und mit so einem Busch-Flieger weiter, haben wir sehr schnell pragmatisch entschieden, dass wir die Route im Hinterland, parallel zum Lake Tanganyika nehmen. Der See hat eine Länge von gut 700 km – also wird die Strasse nicht kürzer sein. Das einzig Unwägbare ist deren Zustand... was wir gesichert wissen, ist, dass die Piste ungeteert ist, momentan Regenzeit ist und daher ein Durchkommen zum Abenteuer werden kann.


Am nächsten Morgen zuerst mit Boot nach Mpulungu, die Formalitäten für den Dino am Hafen erledigen und wir versichern uns, dass die Liemba wirklich nicht kommt... weiter nach Mbale, die Ausreiseprozedur mit einem top-motivierten Officer, der dann nach dem 4. Stempel schon fast unbeschränkte Freude an uns bekam... Dann ab bei fettem Regen auf die Piste. Kurz nach Ortsausgang wird diese schon sehr herausfordernd – mit knapp 20 km pro Stunde im Schnitt fahren wir nordwärts. Völlig im Nivana der Grenzübergang Kasesya und dann in Tansania die Hoffnung, dass die Piste besser wird.

Was auch kurz so ist... wir kommen vorwärts. Tanzania ist ganz anders als Sambia – die Dörfer nicht mehr mit Stroh gedeckten Rundbauten, hier sind die Häuser gemauert, in unspektakulärem Grau-Braun – alle sehr ähnlich unauffällig. Ausser die Inschrift auf jeder Hütte – wie eine Inventarnummer gross in rot. Die Dörfer sind ruhig, fast schon verlassen – in den vermeintlichen Zentren finden sich ein paar Stände mit Gemüse, Kohle und viel Airtime (Guthaben für Mobilephones), umringt mit vielen Leuten quasi der Treffpunkt. Die Kinder winken und begrüssen uns mit „Daumen hoch“.

Langsam, aber stetig kommen wir vorwärts – die gut 150 km nach Sumbawanga, das Zentrum der Rukwa Region, schaffen wir bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit, eine ganz passable Tagesleistung mit Immigration – übernachtet wird in einem kirchlichen Hotel, dem Libory Center, einfach und sauber in Plattenbauweise.

Ein Bier in der Lake Tanganyika Bar mit den weltbesten Erdnüssli, welche hier grosszügig auf der Strasse verkauft werden, stimmen uns auf den Abend ein. Im Restaurant, kein Geköch heute abend... bestellen wir aus der grossen Karte Vorspeise, Suppe, Hauptgang und das kompliziert – mit der Konsequenz, einer längeren Wartezeit bis kurz vor Mitternacht. Und wir lernen ganz von selbst, dass eine Auswahl nicht immer ad-absurdum ausgewählt werden muss.
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