Montag, 2. März 2015

Sleepy Rwanda?

Heftiger Regen am Morgen über Kigali - die ausgestorbenen, fast menschenleeren Strassen fallen uns auf.
Es irrritiert, in einem Land mit einer so hohen Bevölkerungsdichte, tags zuvor war ein reges Treiben entlang jeder Strasse. Es ist der letzte Samstag im Monat – von 7 Uhr bis mittags stoppt alles oder ist zumindest stark limitiert und die Bürger von Rwanda leisten „Gemeinschaftsarbeit“. Das Ganze nennt sich „Umuganda“. Jede und jeder (inklusiv des Präsidenten) setzen sich für das Land ein, von Strassenreinigung, Bauarbeiten, Kompostieren, Löcher graben, Aufräumarbeiten –  alles was hilft das Land ein bisschen besser zu machen.
Wahnsinnig wenn man bedenkt, was für eine Manpower bei über 10 Millionen Einwohnern zusammenkommt... Umuganda ist ein sehr interessantes Phänomen. Zusammen mit anderen ziemlich strikten Regeln wie das Verbot von Plastiksäcken, Bussen für Littering, befolgter Helmtragpflicht, Grasschneiden und Stassenwischen mehrmals wöchentlich, macht es Rwanda zu einem der saubersten Länder Afrikas und ich würde sagen, weltweit folgt die Schweiz erst auf dem 2. Platz...
Mit dem Regen hat es auch massiv abgekühlt – zum ersten Mal fröstelt es mich in Afrika (gut T-Shirt-Level notabene). Die Fahrt nach Kibuye führt wahrlich über die tausend Hügel – hoch bis über 2'000 m vorbei an vielen Dörfern, welche sich fast unterbruchslos aneinanderreihen. Die Landschaft ist faszinierend! Irgendwann versinken die vielen Hügel in einem See – Lake Kivu, der Grenzsee zwischen Rwanda und Kongo. Übernachtet wir direkt am See im Bethanie, einer schönen Anlage, die mich irgendwie an meine Kindheit in frühen 80er Jahren und komischerweise an den Vierwaldstättersee erinnert.
Am nächsten Morgen tuckern wir mit Suleman und seinem Bruder Emmanuel by boat nach Gisenyi, das Wetter ist unterdessen wieder perfekt heiss und der See war traumhaft ruhig. Vorbei an der „Napoleon-Island“, deren Form an seinen Hut erinnert und mit ganz vielen Flughunden, eine Art Fledermäuse besiedelt ist, auf einer anderen Insel ernten wir Zitronen und später besuchen wir die Kinunu Kaffee-Plantage.
Ich lerne den Herstellungsprozess vom Kaffee-Setzling bis zur getrockneten Bohne – ich habe mir vorgenommen, künftig Kaffee mit mehr Verstand zu trinken.
Die Anlage ist am Hang, für die Produktionsprozesse wie Wasch-, Fermentierungs- und Trocknungsvorgänge wird die Topographie clever genutzt, wunderschön gelegen und ich würde diesen Ort als Reha nach einer Burn-Out Diagnose empfehlen (yes, no Händy-Empfang). Nach dem Besuch der Gisenyi Hot-Springs, welche in Stadtnähe liegt und eher den Wasch- und Reinigungsbedürfnissen für die Einheimischen dient.

Die Region ist aufstrebend, es wird viel massiv gebaut, es hat eine grosse Bierbrauerei und Industrie, ich fühle „Dichtestress“, Flüchtlingslager sind da, unmittelbar an der Grenze zum Kongo.
Wir checken im „Paradis Malahide“, einer einfachen, natürlichen und schlicht wunderschönen Logde ein.
Der Ort, im Zentrum und auf einer Landzunge doch völlig far-away, wird seinem Namen mehr als gerecht – die Einrichtung, der Sundowner, das Essen, eine schrille, tribalistische Tanzdarbietung und überhaupt – aktiv energetische Gastfreundschaft. Als harmonie-gewöhnter Schweizer bin ich fast leicht überfordert – das Nebeneinander – „Paradis“ auf der einen, das reale African-Daily-Life auf der anderen Seite...

1 Kommentar:

  1. Danke, Dani, dass du mich/uns so fundiert und unterhaltsam und mit tollen Bildern an deiner eindrücklichen Reise teilhaben lässt! Ich liebe deinen Blog, alles Gute und viel Glück weiterhin, Bussi Bigi

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